Tierwelt im Naturschutzgebiet der "Kleinen Rur"

Haupttext : Aufgrund seiner großen Vielfalt an Vogelarten ist das Naturschutzgebiet der Kleinen Rur unter Naturwissenschaftlern schon länger bekannt. Die Talwiesen beherbergen typische Arten der Feuchtwiesen wie z.B. die Rohrammer und den Feldschwirl. Die ausgedehnten, extensiv beweideten Offenflächen bieten auch dem Wiesenpieper einen attraktiven Lebensraum. Raubwürger und Neuntöter nutzen einzelnstehende Bäume und Büsche als Sitzwarten. Der seltene Raubwürger sitzt oft hoch oben auf der Spitze eines großen Baums, während der Neuntöter eher kleinere Büsche bevorzugt, um nach Beute Ausschau zu halten. Eine lokale Besonderheit ist das Vorkommen des seltenen Braunkehlchens, eines insektenfressenden Zugvogels.

 

Beilage : Das Braunkehlchen

In den letzten Jahrzehnten hat dieser Singvogel in ganz Westeuropa erhebliche Bestandsrückgänge erlitten. Der massive Einsatz chemischer Düngemittel und Pestizide in der Landwirtschaft hatten für das Braunkehlchen dramatische Konsequenzen. In der Wallonischen Region brütet die Art heute fast nur noch auf dem Elsenborner Truppenübungsplatz und in dessen näherem Umfeld.

Das Braunkehlchen ist ein hervorragender Zeigerart für den guten Erhaltungszustand des Gebiets. Wenn das Ökosystem für diese sensible Art attraktiv ist, können sich auch viele andere Tierarten hier erhalten. Für eine erfolgreiche Fortpflanzung braucht das Braunkehlchen vielfältige Vegetationsstrukturen, ein großes Angebot an Insekten, sowie Blütenstände bzw. Zaunpfähle als Jagd- und Singwarten.

 

Beilage : Schmetterlinge des Wiesenknöterichs

Im Mai – Juni verwandelt der Wiesenknöterich das Tal der Kleinen Rur in ein rosafarbenes Blütenmeer. Der Knöterich ist die Wirtspflanze zweier seltener Schmetterlingsarten, deren Raupen sich ausschließlich von dessen Blättern ernähren: der Blauschillernde Feuerfalter und der Randring-Perlmutterfalter. Während ihrer Flugzeit im späten Frühjahr sind beide Falterarten oft entlang der Wege anzutreffen. Halten Sie also die Augen offen!

 

Beilage : Unterschutzstellung

Ende der 1980er Jahre wurden einige Naturkundler auf den hohen naturschutzfachlichen Wert des Tals aufmerksam. Die Entwässerung der unproduktiven Flächen und das Anpflanzen von Fichten waren zu dieser Zeit noch übliche Praxis. Um die Erhaltung des Gebietes dauerhaft zu sichern, startete die Vereinigung Patrimoine Nature damals mit dem Ankauf erster Grundstücke und mit der Pacht von Flächen im Besitz der Gemeinde Waimes. Aktuell stehen schon mehr als 25 Hektar im Tal unter Schutz.

Unterstützen Sie uns dabei, dieses außergewöhnliche Gebiet zu erhalten. Bleiben Sie auf den Wegen, nehmen Sie Ihre Abfälle mit und lassen Sie vor allem Ihren Hund an der Leine!

Vielen Dank für Ihre Hilfe!

 

Pflanzenwelt des Naturschutzgebietes "Kleine Rur"

Haupttext : Zwischen dem Hohen Venn und dem Truppenübungslatz Elsenborn fließt ein etwas anderer Fluss: im Gegensatz
zu anderen Vennbächen, die ihren Quellen in den sauren Torfmooren der Hochebene haben, entspringt die Kleine Rur in den Feuchtwiesen nahe Sourbrodt. Das mineralarme Wasser der Kleinen Rur ist daher weniger sauer als das ihrer großen Schwester, der Rur, die ganz in der Nähe fließt, aber von Natur aus braun getrübtes Wasser und einen viel niedrigeren pH-Wert aufweist.

Längs der kleine Rur finden sich außergewöhnliche Lebensräume mit einer bemerkenswerten Pflanzenwelt.

 

Beilage : Lebensräume und ihre Pflanzenarten

Das Tal der „Kleinen Rur“ beherbergt Lebensräume von hohem biologischen und kulturhistorischem Wert.

Zu den botanischen Besonderheiten des Gebietes gehören Pflanzenarten:

  • der Hoch- und Niedermoore, wie z.B. Scheidenwollgras, Sumpfveilchen, Fieberklee, Torfmoos-Knabenkraut, Fadenbinse, Siebenstern usw.

  • der Bergmähwiesen, wie z. B. Bärwurz, Großer Wiesenknopf, Wald-Storchschnabel, Wald-Läusekraut usw.

Der savannenartige Aspekt des Tals der kleinen Rur (und des Hohen Venns im Allgemeinen) erklärt sich durch die Dominanz des Pfeifengrases. Die extensive Beweidung und die späte Mahd schränken jedoch die Dominanz des Pfeifengrases ein, und fördern dadurch die Pflanzenartenvielfalt des Gebietes.

 

Kartierung : Wechselwirkungen zwischen Flora und Fauna

Die getrockneten Stängel der Engelwurz finden sich zahlreich auf den Feuchtwiesen im Gebiet. Sie dienen dem seltenen Braunkehlchen, einem auf dem Boden brütenden Insektenfresser, als Aussichtswarten. Darüber hinaus fördert der große floristische Reichtum des Gebiets die Vielfalt und Menge der Insekten als Nahrungsgrundlage für viele andere Arten.

 

Kartierung : Naturerbe

Seit mehreren Jahren erwirbt und verwaltet die 1986 gegründete VoE Patrimoine Nature Parzellen von hohem Naturschutzwert im Tal der kleinen Rur. Ziel des Vereins ist der Schutz des Naturerbes der Gemeinden Weismes, Malmedy, Stavelot und Trois-Ponts. Außerdem wird das Bewusstsein für den Umweltschutz in der Öffentlichkeit, insbesondere bei jungen Menschen, geschärft.

 

Fotos :

Wollgras

Landschaftsbild der Kleinen Rur

Braunkehlchen auf der Engelwurz (Franck Renard)

 

Tafel Restauration und Verwaltung

Titel : Wiederherstellung und Bewirtschaftung des Naturschutzgebietes „Kleine Rur“

Natura-2000-Gebiet „Fagnes de la Roer“ (BE33036)

 

Kopf : Im Laufe der letzten 300 Jahre hat sich das Landschaftsbild im Tal der „Keinen Rur“ erheblich verändert. Die über lange Zeit verbreitete traditionelle Mahd- und Weidewirtschaft und die Torfgewinnung führten dazu, dass das Landschaftsbild bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts weitgehend offenblieb. Ab den frühen 1900er Jahren wurde die traditionelle Landnutzung des Gebietes jedoch zunehmend aufgegeben. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden die Feuchtwiesen und Torfmoore dann schrittweise durch Nadelwälder ersetzt. Der offene Landschaftscharakter im Tal der Kleinen Rur blieb jedoch stellenweise erhalten. Das ermöglichte vielen typischen Tier- und Pflanzenarten bis heute ein Überleben.

 

Kartierung : Renaturierung des Gebietes

Im Rahmen des 2007 gestarteten LIFE-Projektes „Hohes Venn“ kam es zu einer nahezu flächendeckenden Abholzung der Fichtenplantagen des Gebietes. Weitere Renaturierungsmaßnahmen folgten 2017 und 2022, mit finanzieller Unterstützung des wallonischen Programms für die Entwicklung des ländlichen Raums, um die von Laubbäumen und Büschen besiedelten Abholzungsflächen in eine offene Landschaft umzuwandeln. Ziel dieser Maßnahmen ist die Förderung des Braunkehlchens, eines für das Naturschutzgebiet symbolträchtigen kleinen Wiesenvogels. Um den Strauchbewuchs zu entfernen wurden Schneide- und Häckselarbeiten durchgeführt. Anschließend wurden Zäune errichtet, um die extensive Beweidung der Flächen zu ermöglichen. Auf Flächen innerhalb des Truppenübungsplatzes von Elsenborn, die noch eine hohe Pflanzenartenvielfalt aufweisen, wurde geeignetes Wildpflanzensaatgut geerntet, dass anschließend auf den gehäckselten Flächen im Tal der Kleinen Rur verteilt wurde. Schließlich wurden zwecks Renaturierung der Torfmoore Entwässerungsgräben eingestaut.

 

Kartierung : Was ist eine „extensive Bewirtschaftung“?

Seltene und empfindlichen Lebensräume müssen so bewirtschaftet werden, dass sich deren typische Fauna und Fauna erhalten kann. Aus diesem Grund werden die Mäharbeiten später als üblich im Sommer durchgeführt, um eine Samenproduktion der Blütenpflanzen zu ermöglichen. Für den Erhalt der Insektenvielfalt bleiben weite Teile des Gebietes ungemäht. Die Beweidung erfolgt mit robusten Weidetieren, die mit den besonderen Standortsbedingungen wie feuchtem Klima und feuchten Böden besser zurechtkommen. Die Art der Bewirtschaftung zeichnet sich zudem durch eine geringe Zahl von Weidetieren auf einer relativ großen Fläche aus. Ziel dieser Art der Beweidung ist der Erhalt einer vielfältigen Vegetationsstruktur die sowohl kurzrasige als auch höher bewachsene Flächen einschließt. Ein früher Start der Beweidung im Frühjahr zielt darauf ab, das Wiederaufkommen von Büschen zu verhindern, da Baumknospen und Schösslinge für das Vieh zu dieser Zeit noch leicht verdaulich sind.

 

Aufkleber : Rour, Roer oder Rur?

Es gibt verschiedene Schreibweisen für diesen Fluss und für dessen Seitenbach, die Kleine Rur.

Die Schreibweise ist je nach Sprache unterschiedlich. So schreiben wir „Rour“ im Französischen, „Rur“ im Deutschen, „Roer“ im Niederländischen und schließlich „Roule“ in der wallonischen Sprache.

 

 

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Rechtliche Angaben :

Verantwortlicher Herausgeber : Patrimoine Nature ASBL – Rue des Marronniers, 11-4950 Waimes


Fotonachweise :

Oberhalb des EU-Logos: Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums: Europa investiert in ländliche Gebiete

Logos: Naturpark, Gemeinde Weismes, Natagriwal, Wallonie, Europa, Natura 2000

Unterhalb der vier Logos: Projekt finanziert aus dem Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) und von der Wallonischen Region